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Pressestelle

Amtsgericht Magdeburg
Pressesprecher:
VPräsAG Frank Gärtner
Tel.: 0391 606-6105
Fax: 0391 606-6116
E-Mail: presse.ag-md(at)justiz.sachsen-anhalt.de

Nachfolgend finden Sie eine Reihe von Mitteilungen zu besonders interessanten Gerichtsverfahren oder Verhandlungen. Die Tätigkeit des Amtsgerichts beinhaltet weit mehr - über die allermeisten Gerichtsverfahren wird nicht durch eine Pressemitteilung berichtet.

Pressemitteilungen des Amtsgerichts Magdeburg

Rede von Innenminister Dr. Manfred Püchel zum 7. Tag der Ehrenamtlichen am 18. Juli 1998 in Zeitz

12.10.2000, Magdeburg – 129

  • Ministerium für Inneres und Sport

 

 

 

 

 

 

 

 

129_1998

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

18. Juli 1998

 

 

 

Es gilt das gesprochene Wort!

 

 

 

Rede von Innenminister Dr. Manfred Püchel zum 7. Tag der Ehrenamtlichen am 18. Juli 1998 in Zeitz

 

 

 

Anrede,

 

 

 

zum 7. Mal begehen wir heute den Tag der Ehrenamtlichen, zum zweiten Mal im Rahmen des Sachsen-Anhalt-Tages. Hier gehört er auch hin. Der Tag der Ehrenamtlichen ist auf dem besten Weg, sich zu einem festen Bestandteil unseres Sachsen-Anhalt-Tages zu entwickeln. Genau wie unsere Ehrenamtlichen ein fester Bestandteil des Lebens in unserem Land sind. Mit dem heutigen Tag wollen wir Sie, liebe Helferinnen und Helfer, ehren und Ihnen danken.

 

Ich freue mich, Sie alle hier in Zeitz begrüßen zu dürfen. Zeitz, die südlichste Stadt von Sachsen-Anhalt, gelegen an der Weißen Elster, steht für zweieinhalb Tage im Mittelpunkt Sachsen-Anhalts.

 

Die Stadt kann auf eine stolze, weit über 1000jährige Geschichte zurückblicken. Zu Zeiten Otto I., der im Magdeburger Dom begraben liegt, also von hier aus gesehen fast im hohen Norden, wurde Zeitz Bischofssitz. Diese Würde ging allerdings in späteren Jahren an Naumburg verloren, ebenso wie in jüngster Vergangenheit der Kreissitz. Doch an diesen alten Wunden wollen wir heute nicht rühren.

 

Nachdem die Stadt sich im 19. Jahrhundert zu einer Industriestadt entwickelte, hat sie, wie viele andere Städte im Osten auch, in den letzten Jahren einen grundlegenden Strukturwandel erfahren, der sich hier jedoch besonders hart auswirkte.

 

Heute können wir die schönen Seiten dieser Stadt kennenlernen und die Gastfreundschaft der Zeitzer genießen. Viele der heute hier Anwesenden werden sich wahrscheinlich gewundert haben, warum sie sich hier so schnell heimisch gefühlt haben. Die Erklärung ist einfach: die ersten Lebensjahre verbrachten sie in einem Stück Zeitz, nämlich in einem Kinderwagen, Marke Zekiwa, der hier produziert wurde.

 

Zurück zur Gegenwart, zurück zum Anliegen der heutigen Feierstunde. Wenn wir am heutigen Tag das Ehrenamt würdigen, meinen wir damit die Menschen, die tagtäglich bereit stehen, um Hilfe zu leisten, Menschen zu retten, Brände zu bekämpfen usw. Wir meinen damit die Menschen, die ihre Gesundheit oder sogar auch ihr Leben riskieren, um anderen zu helfen. Wir sprechen von den Menschen, die zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit sind, das Leben ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger und ihr Hab und Gut zu schützen.

 

Ehrenamtlichkeit geht natürlich weit darüber hinaus. Unsere Gesellschaft lebt vom ehrenamtlichen Engagement, sei es als Mitglied einer kommunalen Vertretung, sei es als Trainer in einem kleinen Sportverein, sei es in der Krebsliga, sei es für UNICEF.

 

Die Aufzählung ließe sich beliebig erweitern. In allen Bereichen unseres gesellschaftlichen Lebens werden Menschen benötigt, die sich für das Gemeinwohl engagieren, die nicht danach fragen, was bekomme ich dafür, was bringt es mir ein. Sondern die fragen, wo werde ich gebraucht, wo kann ich helfen, wo kann ich mich engagieren?

 

Eigentlich könnte ich es bei diesen Worten bewenden lassen und sagen: Liebe ehrenamtlich Tätigen. Unser Land braucht Sie! Sie sind unverzichtbar. Ich muß Ihnen auch nicht mehr erklären, wie wichtig das Ehrenamt für das Funktionieren unseres Staates ist. Sie wissen es. Sie beherzigen es!

 

Ihnen brauche ich nicht zu sagen, daß die Ausübung eines Ehrenamtes mit großen Einschränkungen im persönlichen Bereich und Verzicht auf Freizeit verbunden ist. Sie spüren es ständig. Sie über die Gefahren aufzuklären, denen Sie bei solchen Einsätzen ausgesetzt sind, ist nicht erforderlich. Sie kennen Sie.

 

Vieles, was zu solchen Anlässen gesagt wird, ist selbstverständlich für Sie. Was nicht immer selbstverständlich ist, ist der Dank der Bürgerinnen und Bürgern. Der Dank dafür, daß Sie sich für unser Gemeinwesen engagieren, daß Sie sich für unsere Mitbürger und Mitbürgerinnen einsetzen. Freiwilliges ehrenamtliches Engagement kann man nicht anordnen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie in der Feuerwehr sind, beim Technischen Hilfswerk, beim Arbeitersamariterbund, bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft, beim Deutschen Roten Kreuz, bei der Johanniterunfallhilfe oder beim Malteserhilfsdienst.

 

Wichtig ist allein, daß Sie jederzeit einsatzbereit sind, auch wenn Einsätze - Gott sei Dank - nicht jeden Tag auf der Tagesordnung stehen. Geschieht längere Zeit nichts, wiegt man sich in Sicherheit, denkt mancher, es passiert ja doch nichts. Wozu der ganze Aufwand, braucht man die vielen Kräfte wirklich? Ist die teure Ausrüstung unbedingt erforderlich? Kann man hier nicht viel mehr sparen?

 

Oftmals ist dem Bürger auch gar nicht bewußt ist, was hier für den Ernstfall vorgehalten wird, vorgehalten werden muß, wieviele Menschen sich als Helfer zur Verfügung stellen, wofür sie alles benötigt werden. Die Bilder von Eschede haben dies jedem wieder ins Bewußtsein gerückt.

 

Eschede ist nicht nur ein Beispiel der Notwendigkeit ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer und der Hilfsbereitschaft vieler Menschen. Eschede ist auch ein Beispiel für ein Unglück, eine Tragödie, die sich jederzeit und an jedem Ort wiederholen könnte.

 

Oftmals verhindern nur glückliche Umstände eine Katastrophe oder - im gegenteiligen Fall - führen unglückliche Umstände, ja Kleinigkeiten, zu unermeßlichem Leid und Verlust von nahen Angehörigen und Freunden.

 

Nicht alle Katastrophen sind unvermeidbar. Sicherlich gibt es Unglücksfälle, die sich trotz aller Vorsorge nicht verhindern lassen. Die absolute Sicherheit gibt es nicht , wird es nie geben. Jedoch wären viele Unfälle vermeidbar. Denken wir nur an die Vielzahl häuslicher Unfälle - allein über 6.000 Todesfälle pro Jahr -, die häufig nicht passiert wären, wenn nicht Bequemlichkeit, Unachtsamkeit oder Selbstüberschätzung mit im Spiele gewesen wären.

 

Wie viele Verkehrsunfälle wären nicht geschehen, wenn Besonnenheit und Umsicht gewaltet hätten. Wie viele Menschen könnten heute noch leben, wenn vermeidbare Unfälle auch vermieden worden wären. Wir alle kennen es aus eigenem Erleben.

 

Es wird an unübersichtlichen Stellen überholt, die Geschwindigkeit den Witterungs- und Lichtverhältnissen nicht angepaßt. Kinder spielen mit Streichhölzern, elektrische Leitungen werden nicht fachmännisch verlegt. Diese Kette von Beispielen ließe sich beliebig fortsetzen.

 

Jeder kennt solche Fälle aus dem eigenen Umfeld oder liest davon in den Zeitungen. Sie, die Sie sich bei der Feuerwehr, im THW, in den Hilfsorganisationen engagieren, haben ständig damit zu tun, erleben das menschliche Leid, müssen es verkraften und darauf vorbereitet sein, daß so etwas wieder geschehen kann. Ich sprach vor einigen Jahren mit jemandem, der als junger Mensch bei dem Zugunglück in Langenweddingen zum Einsatz kam. Er hat dieses Ereignis bis heute nicht verkraftet, wird diese schrecklichen Bilder nicht mehr los. ähnlich wird es wohl vielen Helfern von Eschede ergehen.

 

Und ähnlich geht es vielen anderen, die bei Unglücksfällen eingesetzt waren. Ein Beispiel dafür aus unserem Land:

 

Vor wenigen Tagen ereignete sich auf unseren Straßen ein schwerer Verkehrsunfall. Der Polizeibericht enthielt folgende Notiz:

 

Der Unfallverursacher befuhr die Landstraße aus Richtung A in Richtung B. In Höhe km 0,632 kam der Kleintransporter aus noch ungeklärter Ursache auf die linke Fahrbahnhälfte und kollidierte mit dem entgegenkommenden LKW Tanklastzug, beladen mit Heizöl, frontal. Der Fahrzeugführer des Kleintransporters sowie der Insasse hinten rechts verstarben am Unfallort. Der im Fahrzeug befindliche Insasse links hinten verstarb im Krankenhaus. Personenschäden: 3 getötete Personen, Sachschäden: 130.000 DM. Eingesetzte Kräfte der Polizei: 11 Beamte, 1 Notarzt, 5 Rettungssanitäter, 6 Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehren aus A, B und C mit 33 Kameraden. Nüchterne Zahlen, hinter denen menschliches Leid, übermenschliche Anstrengungen, psychischer und physischer Streß stehen.

 

Aber es gibt nicht nur diese Fälle. Ehrenamt kann auch Freude bereiten und Spaß machen. Sei es beim Retten einer Katze von Oma Müller von einem Baum oder das Osterfeuer mit Schmorwürsten und Bier. Wobei bei letzterem die Frage mit dem Finanzamt geklärt sein sollte.

 

 

 

Anrede,

 

 

 

im Laufe seines Lebens erwirbt der Mensch Lebenserfahrung und das Wissen um Zusammenhänge. Dies befähigt ihn, überlegt zu handeln. Trotzdem werden immer wieder vermeidbare Fehler begangen. Häufig bleibt es bei einer Schrecksekunde. Immer wieder kommt es aber zu Unglücksfällen. Dann erwarten die Betroffenen schnelle und professionelle Hilfe. Viele denken, bei den Helfern handele es sich um hauptberufliche Kräfte.

 

Sie wissen häufig nicht, daß Sie alle neben Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit einem erlernten Beruf nachgehen und im Arbeitsprozeß stehen. Daß Sie bei einem Einsatz Ihren Arbeitsplatz verlassen müssen. An dieser Stelle sei auch den Arbeitgebern gedankt, daß sie Verständnis für diese Arbeitnehmer haben und Ihnen die Ausübung Ihres Ehrenamtes ermöglichen.

 

Die Betroffenen denken auch kaum daran, daß die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sich die Fertigkeiten bei der Hilfeleistung erst in Ihrer Freizeit aneignen mußten und sich ständig weiterbilden, damit Sie den ständig wachsenden Anforderungen auch gewachsen sind.

 

 

 

Anrede,

 

 

 

unser System der Hilfeleistung ist ohne freiwillige und ehrenamtliche Helfer nicht denkbar. Das gesamte Hilfeleistungssystem, so wie es jetzt ist, wäre nicht bezahlbar bzw. könnte nur finanziert werden, wenn an vielen Stellen Abstriche gemacht würden - letztlich zum Nachteil des Einzelnen.

 

Die Schäden, die durch Unfälle für die Volkswirtschaft entstehen, sind groß, noch größer wären sie, wenn keine ehrenamtlichen Hilfskräfte in dieser Anzahl zur Verfügung stünden.

 

Um die Ehrenamtlichen noch mehr als bisher zu befähigen, auf veränderte Bedingungen zum Beispiel bei der Brandbekämpfung angemessen reagieren zu können, hat die Landesregierung im April dieses Jahres ein Konzept zur Weiterentwicklung der Brandschutz- und Katastrophenschutzschule Heyrothsberge beschlossen. Das Konzept "BKS 2000" beinhaltet u. a. eine Verbesserung des Ausbildungsangebotes. Dazu ist sehr viel Geld notwendig, daß wir aber aufbringen müssen, wollen wir nicht unser bewährtes System der Hilfeleistung zum Schaden für den Einzelnen und der Gesellschaft aufgeben.

 

Ein wesentlicher Bestandteil des Konzeptes ist die Einrichtung eines Bildungszentrums der Jugendfeuerwehren des Landes, das die Gewinnung von Nachwuchs, die Motivation zu ehrenamtlicher Tätigkeit und eine praxisbezogene Ausbildung fördern soll.

 

 

 

Anrede,

 

 

 

die Jugendarbeit ist unverzichtbar, um den Nachwuchs für die eigene Organisation sicherzustellen. Hier wird der Gedanke der ehrenamtlichen Hilfe frühzeitig in den Köpfen der Jugendlichen verankert. Die Heranwachsenden werden von der Straße geholt und durch das Heranwachsen in einer starken Gemeinschaft gestärkt, Drogen oder anderen Versuchungen zu widerstehen.

 

Die Jugendlichen werden zu starken Persönlichkeiten herangebildet. Nur starke Persönlichkeiten entwickeln später Zivilcourage, eine wichtige Voraussetzung für den Erhalt der Demokratie, in der jeder Einzelne für die Gemeinschaft verantwortlich ist. Er ist mitverantwortlich für die Entwicklung, die das Gemeinwesen nimmt.

 

Nur durch aktive Mitwirkung an der Ausgestaltung der Gemeinschaft kann das weitere Zusammenleben gesichert werden. Der Staat kann nur für den äußeren Rahmen sorgen. Mit Leben wird die Gemeinschaft von den Bürgerinnen und Bürgern erfüllt. Dabei spielt die freiwillige übernahme von Aufgaben und Ehrenämtern eine entscheidende Rolle.

 

In diesem Sinne danke ich Ihnen nochmals für die von Ihnen freiwillig übernommeneAufgabe, Ihre vorbildliche Pflichterfüllung und die Vorbildfunktion, die Sie für andere erfüllen. Sie reden nicht über Solidarität, sondern Sie praktizieren eben diese Solidarität mit unseren Mitmenschen.

 

Getreu dem Motto des diesjährigen Sachsen-Anhalt-Tages: "Jetzt ist Zeit´z" wünsche ich Ihnen allen noch einen angenehmen Tag. Feiern Sie mit den Zeitzern und ihren vielen Gästen aus allen Teilen unseres Landes. Entdecken Sie Zeitz und verleben Sie Stunden der Muße, ohne daß ein Alarm diese kostbare Zeit unterbricht.

 

 

 

 

 

Impressum:Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-AnhaltVerantwortlich:Danilo WeiserPressesprecherHalberstädter Straße 2 / am "Platz des 17. Juni"39112 MagdeburgTel: (0391) 567-5504/-5514/-5516/-5517/-5377Fax: (0391) 567-5520Mail: Pressestelle@mi.sachsen-anhalt.de

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